Pater Franz Konrad

Pater Franz Konrad geboren 1934 in Hamburg geboren  /  gestorben 2005 in Mainz

Pater Franz Konrad wurde 1934 in Hamburg geboren. 1957 trat er in den Orden der Oblaten der Unbefleckten Jungfrau Maria ein und widmete sein Leben der Theologie und Philosophie. Er studierte an der Hünfelder Ordenshochschule, absolvierte ein theologisches Spezialstudium an der Universität München und promovierte 1970 zum Doktor der Philosophie. Über Jahrzehnte betreute er Ordensstudenten spirituell und war als Lehrer und Theologe hoch geschätzt.

Mehr anzeigen

Schon als Schüler entdeckte Franz Konrad seine Leidenschaft für die Kunst. Er begann, Eindrücke aus seiner Umgebung in Zeichnungen, Porträts, Landschaften und Stillleben festzuhalten. Über sechs Jahrzehnte hinweg entwickelte er als Autodidakt ein umfangreiches Werk von über 800 Arbeiten. Dabei verband er Naturtreue, Fantasie und Spiritualität zu einer eigenständigen Bildsprache.

Ab den späten 1960er Jahren wandte er sich verstärkt den Collagen zu. Aus Fundstücken, kirchlichen Schriften, Zeitungsausschnitten und Fotografien schuf er komplexe Bildwelten, die oft abstrakt, humorvoll und fantasievoll sind. Die Arbeiten strahlen eine positive Energie aus und zeugen von tiefer Spiritualität. In dieser Zeit pflegte er auch Kontakte und arbeitete zusammen mit Künstlern wie Giorgio Griffa, Richard Hartwell und Herbert Bessel, deren Werke ebenfalls Teil seiner Sammlung wurden.

In den 1970er Jahren experimentierte Pater Franz Konrad intensiv mit neuen Techniken. Handzeichnungen in Filzstift entstanden spontan und dynamisch, teils grotesk, und machen die kreativen Prozesse seines Geistes sichtbar. Parallel dazu entstanden weiterhin akribisch ausgearbeitete Bleistift-, Buntstift- und Druckarbeiten, die durch Präzision, Detailreichtum und narrative Tiefe überzeugen. Einige seiner Werke, vor allem die farbigen, dynamischen Kompositionen, erinnern in ihrer expressiven, fast pop-artigen Bildsprache an Keith Haring.

Ab den 1980er Jahren entwickelte er seine Buntstiftarbeiten weiter. Expressive, farbkräftige Kompositionen, geometrische Formen und abstrakte Figuren prägten nun sein Hauptwerk. Ab den 1990er Jahren entstanden vielschichtige Kompositionen, in denen unterschiedlichste Motive – Gesichter, Formen, Linien – scheinbar zufällig auf einem Blatt vereint sind, dabei aber harmonisch zusammenwirken.

Sein Werk ist geprägt von Experimentierfreude, Originalität und einer tiefen Spiritualität. Humorvolle Bildtitel und persönliche Anmerkungen zu seinem Schaffensprozess laden den Betrachter ein, seine Gedankenwelt nachzuvollziehen. Pater Franz Konrad verstand es, das Alltägliche in Kunst zu verwandeln und Fantasie, Gefühl und Form zu verbinden.

Zu seinen Lebzeiten wurden seine Arbeiten in Mainz, Berlin, Cornberg, Hünfeld, Bacharach und auf Pellworm gezeigt. Nach seinem Tod wurde sein Nachlass neu entdeckt: Tusche-, Bleistift- und Buntstiftzeichnungen, Collagen und Druckarbeiten zeugen von einem außergewöhnlich vielseitigen Künstler, der in der Nachkriegskunst Deutschlands bislang kaum gewürdigt wurde.